
Kalimas Traum ist es als Fotografin Erfolg zu haben. Doch ihre erste Ausstellung ist ein Reinfall. Um dem Shitstorm zu entgehen reist Kalima von Berlin nach Island, in der Hoffnung dort wieder zu ihrem Traum zurückzufinden. Als sie auf Nóir trifft, ahnt sie nicht, dass er ihr Herz berühren wird. Allerdings kann sich Kalima nicht von ihrer Vergangenheit lösen und so steht ihr neues Leben in Island unter keinem guten Stern.
Da ich unglaublich gerne Bücher lese, die in Island spielen, konnte das Buch schon vorab meine Neugierde wecken. Außerdem wollte ich schon länger mal wieder ein Buch lesen, in dem Alltagsrassismus stets präsent ist und zwar alleine dadurch, dass die Protagonistin einen Hijab trägt und damit ihre Religion offen zeigt. Ich finde es immer wieder erschreckend, wie es für Menschen wie Kalima ist in Deutschland zu leben. Denn obwohl sie oft in Deutschland geboren sind, müssen sie sich immer wieder rechtfertigen und mit rassistischen Äußerungen und mehr zurechtkommen. Das finde ich immer wieder erschreckend und so wird man beim Lesen des Buches besonders auf diese Problematik aufmerksam gemacht.
Mit Kalima begleitet man hier eine sehr sympatische Protagonistin, die es nicht immer leicht hatte und ihren Vater vermisst. Sie hat Angst davor abgelehnt zu werden und es fällt ihr schwer Vertrauen zu fassen, aber nicht nur das. Kalima hat auch einen grandiosen Humor, der mich wunderbar unterhalten konnte. Obwohl ich nie in einer vergleichbaren Situation war, konnte ich mich sehr gut in Kalima hineinversetzen. Man merkt einfach, dass es sich bei der Autorin um eine Own-Voice-Autorin handelt und sie weiß, wovon sie schreibt. Mich konnte das Buch tief bewegen und zum Nachdenken anregen.
Mit Nói trifft man auf einen Protagonisten, den man einfach gerne haben muss. Er versucht das Lokal seiner Eltern am Laufen zu halten und liebt Pflanzen. Er begegnet Kalima ohne Vorurteile und zeigt ihr die atemberaubende Natur Islands. Die Beschreibungen der Landschaft waren wunderschön und weckten bei mir das Fernweh. Die Autorin schreibt einfach wunderschön, emotional und sehr atmosphärisch. Der Plot wird aus der Ich-Perspektive von Kalima und Nói geschildert, sodass ich mich wunderbar in die beiden hineinversetzen konnte. Beim Lesen erlebte ich ein Wechselbad der Gefühle, sodass hier definitiv keine Langeweile aufkommt. Das Ende ist dann hochemotional und sorgt dafür, dass ich sehnsüchtig auf die Fortsetzung warte.
Zusammen mit Kalima und Nói erlebte ich Island auf eine ganz besondere Art. Dank der Own-Voice-Autorin wurde mir zudem bewusst, wie stark Menschen, wie Kalima von Alltagsrassismus betroffen sind. Ich erlebte hier eine herzzerreißende, aber auch wunderschöne Geschichte, voller Emotionen und Tiefgang, die mich tief bewegt hat und für ein Wechselbad der Gefühle sorgte. Vor allem das Ende hat mich mitgenommen. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.