[Rezension] Jutta Wilke- Dornenherz: Jedem Ende wohnt ein Anfang inne

 
 
 

Seit dem Tod ihrer Schwester ist Anna kaum wiederzuerkennen. Sie hat das Gefühl jedem ihre Schwester ersetzen zu müssen und droht immer mehr sich selbst zu verlieren. Sie ist gelähmt vor Trauer. Eines Tages besucht sie einen Friedhof um zu zeichnen. Dort trifft sie auf eine seltsame schwarze Katze, die ihr den Weg zu einer Lichtung zeigt, auf der zwischen alten Grabsteinen eine wunderschöne Engelsstatue steht, die umgeben von weißen Rosen ist. Anna ist fasziniert von dem Bild der Statue inmitten der Rosen und nähert sich ihr. Doch was sie nicht ahnt, das was danach passiert, wird ihr Leben für immer verändern.

“Dornenherz” ist mir zuerst durch sein äußerst gelungenes Cover ins Auge gesprungen und auch der Klappentext klang nach meinem Geschmack.

Das Buch erzählt die Geschichte von Anna, einem Mädchen, die ihre Schwester bei einem tragischen Autounfall verloren hat. Seitdem kämpft sie mit dem Verlust und ihrer Trauer und wird ihrer Schwester immer ähnlicher bei dem Versuch sie zu ersetzen. Sie gibt sich die Schuld an dem Unfall und das zerfrisst sie innerlich. Dabei sind ihre Gefühle und Gedanken authentisch ausgearbeitet. Durch das düstere Grundthema ist die Atmosphäre des Buches zeitweise sehr drückend und deprimierend. 
Dazu stehen Familienprobleme im Vordergrund, da Annas Familie an dem Tod ihrer Schwester fast zerbricht.

Doch ab dem Moment in dem Anna die Engelsstatue findet, gibt es immer wieder auflockernde Momente und die ganze Atmosphäre ändert sich. Sie trifft dort auf jemanden, der sie verändert. 

Anna als Protagonistin ist nicht einfach zu verstehen, wenn man nicht selber so etwas erlebt hat. Sie ist sehr trübsinnig, traurig, melancholisch, aber auch wütend und ängstlich. Sie macht immer wieder verschiedene Trauerphasen durch. Was mich zuerst sehr irritiert hatte, war, dass sie mit dem Freund ihrer Schwester zusammen ist. Das fand ich zuerst makaber. Erst später wurde mir klar, dass sie für ihn ein Ersatz ist und er in ihr nicht Anna sieht.
Die Protagonisten sind wirklich gut ausgearbeitet, auch wenn man als nicht Betroffener nicht alles nachvollziehen kann. Doch wenn man Menschen kennt, die trauern oder selber einen ähnlichen Verlust durchgemacht hat, wird man die Verhaltensweisen wiedererkennen, was mich zum Nachdenken angeregt hat.
Anna entwickelt sich in dem Buch, was vor allem einem jungen Mann zu verdanken ist, dem sie nach und nach näher kommt. Die Liebesgeschichte die dadurch entsteht ist wunderschön und passend.

Die Handlung wird entweder aus Annas Ich-Perspektive geschildert oder aus der Ich-Perspektive von Johanna. Johannas Geschichte spielt in der Vergangenheit und ist kursiv geschrieben. Zuerst scheint es zwischen Johanna und Anna keinen Zusammenhang zu geben, was mich völlig irritiert hat. Erst später ergibt es etwas Sinn. 

Der Schreibstil ist emotional, dabei leicht und locker zu lesen und in Jugendsprache gehalten.
Jutta Wilke schafft es trotz des sehr ruhigen Plotes durchweg Spannung aufzubauen und den Leser in ihren Bann zu ziehen. So bietet das Ende einen kleinen Höhepunkt, der das Buch wunderbar abrundet.

“Dornenherz” ist ein Buch, dass sich wunderbar mit dem Thema Trauer und Verlust beschäftigt. Es bietet viel Stoff zum Nachdenken und kann trotz der zuerst düsteren und drückenden Atmosphäre den Leser in seinen Bann ziehen.
Fans von sanften Bücher, die ein schwieriges Thema behandeln, sollten sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

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