[Rezension] “Atemnot” von Ilsa J. Bick

 
 

Die 16-jährige Jenna hat in ihrem jungen Leben schon einiges mitgemacht. Sie entkommt nur knapp dem Tod und liegt auf der Intensivstation. Was mit ihr passiert ist, versucht Kommissar Pendleton herauszufinden. Doch da sie nicht mit ihm spricht, gibt er ihr sein Diktiergerät und Jenna beginnt ihre Geschichte zu erzählen. Sie beginnt mit ihrem Schulwechsel und nach und nach erzählt sie aus ihrer Vergangenheit und von ihrem Lehrer mit dem alles begann…


Da ich die “Ashes”-Reihe von Ilsa J. Bick verschlungen hatte und ich die Reihe einfach genial finde, war ich sehr gespannt auf ihr neues Buch. Der Klappentext hat mich direkt neugierig gemacht, obwohl er nicht viel verrät.

Schon von Beginn an war ich gefesselt. Der Plot beginnt auf der Intensivstation und Kommissar Pendleton erzählt, wie er Jenna erlebt. Aus der personalen Erzählperspektive verfogt man seinen Monolog, da Jenna sich weigert richtig mit ihm zu sprechen. Als sie dann das Diktiergerät bekommt, wechselt die Perspektive und Jenna erzählt ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive in teils sehr kurzen, unzusammenhängenden Abschnitten und als eine Art Aufzählung. Zwischendurch spricht sie den Kommissar direkt an. Erst nach und nach werden die Abschnitte länger und alles ergibt einen Sinn. Diese Art die Geschichte zu erzählen finde ich erfrischend anders und unglaublich fesselnd.

Viele Dinge werden nur angedeutet und erst nach und nach werden viele der Fragen, die entstehen gelüftet, sodass ein stimmiges Gesamtbild entsteht. Wer allerdings eine komplette Auflösung erwartet, wird enttäuscht sein, denn das Ende ist offen mit vielen ungeklärten Fragen. So musste ich das Ende erst mal sacken lassen, denn es war nicht ganz nach meinem Geschmack. Ich finde zwar nicht, dass es immer ein Happy End geben muss, vor allem da es hier nicht gepasst hätte, dennoch ist es ein abruptes und sehr hartes Ende, das mich noch lange nach dem Lesen beschäftigt hat.

Sowieso ist “Atemnot” kein einfaches Buch und nichts für zartbesaitete Menschen. Die Autorin beschreibt schonungslos und teilweise sehr kalt und dann wieder sehr emotional die schlimmsten Dinge. Die Altersempfehlung finde ich viel zu jung angesetzt, da ich als Erwachsene schon mit einigen Aspekten des Buches zu kämpfen hatte. Dazu kommt, dass die Autorin meiner Meinung nach zu viele Probleme und zu viele schlimme Dinge auf einmal versucht in diesem Buch unterzubringen.

Jenna als Protagonistin war mir schnell sympathisch und nach und nach wird klar, dass sie schon einges erlebt hat und unter dem Erlebten zu leiden hat. Sie kämpft immer gegen den Drang sich zu ritzen und auch ihre Familie ist alles andere als einfach und das ist nur der Anfang. Jenna muss oder musste alles Schlimme erleben, was sich andere Autoren nicht unbedingt trauen zu beschreiben und alles häuft sich. Was sie nicht selber durchmachen muss, muss dann ihr Umfeld erleben. Obwohl dabei alles sehr realistisch dargestellt ist, fand ich es übertrieben und nicht authentisch, da es einfach zu viele Probleme waren. Auch, wenn ich damit selber kaum Erfahrung habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass wenige Menschen wirklich alles Schreckliche durchmachen müssen, was einem einfällt. Um nicht zu viel des Inhaltes zu verraten, nenne ich außer dem Ritzen keine Beispiele, aber das Ritzen ist wirklich nur die Spitze des Eisberges.
Das ist aber auch schon fast mein einziger richtiger Kritikpunkt (bis auf die Altersempfehlung, die ich höher ansetzten würde und das Ende).
Ansonsten sind die Protagonisten und Nebendarsteller sehr gut, authentisch und überzeugend dargestellt. Was mir besonders gut gefällt ist, dass man nie weiß, wer “Gut” ist und wer “Böse”. Es gibt kein einfaches “Schwarz” und “Weiß” und im Laufe des Buches vermutet man bei jedem Menschen des Buches auch eine dunkle Seite.

Ilsa J. Bick schreibt unglaublich gut. Ihr Schreibstil konnte mich schon bei “Ashes” überzeugen und so konnte ich das Buch schon zu Beginn nicht mehr aus der Hand legen und preschte atemlos durch die Seiten. Sie schreibt düster, schonungslos und man merkt, dass sie sich mit der Psyche von Jugendlichen auskennt, was das Ganze authentisch wirken lässt. Kaum denkt man, man weiß wie sich das Buch entwickelt, schockiert die Autorin mit neuen überraschenden Wendungen. Dazu gibt es tolle bildliche Vergleiche und Metaphern, die mich überzeugen konnten.

Das Buch ist zwar nicht perfekt, aber nach dem Lesen war ich kurz davor das Buch als eins meiner absoluten Highlights zu bezeichnen, obwohl ich Kritik daran habe. Es ist auf jeden Fall ein Buch, das mich zum Nachdenken angeregt hat und ich bin gespannt auf weitere Bücher von Ilsa J. Bick.


“Atemnot” ist ein Buch, dass ich verschlungen habe und mich atemlos durch die Seiten prechen lies. Ich konnte es kaum aus der Hand legen.
Zwar finde ich die Altersempfehlung als zu jung angesetzt, es häufen sich zu viele Probleme und das Ende ist nicht ganz nach meinem Geschmack, dennoch war ich kurz davor die Höchstpunktzahl zu geben, da das Buch mich auch nach dem Lesen noch lange beschäftigt hat und es dennoch richtig, richtig gut ist. Am Ende bleibt jedoch die Frage, die nicht einfach zu beantworten ist: Wer war der Prinz, wer das Monster und wer das Opfer?

 

16 Replies to “[Rezension] “Atemnot” von Ilsa J. Bick”

  1. Das klingt super, hab es bei Amazon gleich auf meinen Wunschzettel gepackt. Wie ich gesehen habe, ist es ja leider noch nicht erschienen.
    Sehr schöner Blog, habe mich bei meinem Besuch hier sehr wohl gefühlt ;)

    Liebe Grüße vom Kommentiermarathon,
    Sanny von Bücherpfoten

    1. Huhu Sanny,
      schön, dass ich dich neugierig machen konnte. :D Bald erscheint es ja und das Warten hat ein Ende.
      Danke, für das Lob und es freut mich, dass du dich hier wohlgefühlt hast. ;)
      Liebe Grüße
      Mandy

    1. Hi Claudia,
      das kann ich gut verstehen. Auf das Buch habe ich auch so sehnsüchtig gewartet und es war so toll, dass ich es schon lesen dufte. ;) Ich bin gespannt, wie es dir gefallen wird.
      Liebe Grüße
      Mandy

  2. Hallöchen,
    dieses Buch will und werde ich definitiv und unbedingt lesen. Interessant ist hierbei wie unterschiedlich die Leser das Buch aufnehmen. Ich bin echt gespannt, wie es auf mich wirken wird.
    GLG,
    Mel

    1. Hi Mel,
      das stimmt, in der Leserunde gab es ganz unterschiedliche Meinungen und große Diskussionen. Am besten ist, wenn man sich selber eine Meinung bildet. ;)
      Liebe Grüße
      Mandy

  3. Huhu,
    Ich wusste gar nicht, dass Ilsa J. Bick noch ein Buch rausgebracht hat – die Ashes-Reihe von ihr habe ich auch gelesen, war jedoch von Band 3 + 4 enttäuscht, besonders das Ende der Reihe war für mich dadurch, dass es so offen war, nicht so gut. Eigentlich wollte ich von der Autorin erstmal nichts wieder lesen..
    Dennoch hast du mich auf das Buch neugierig gemacht,vorallem durch dein Fazit bin ich jetzt am Überlegen, ob ich das Buch trotzdem lese. :)

    LG

    Sari

    1. Huhu Sari,
      dann könnte dich das Buch aber auch enttäuschen, weil das Ende von "Atemnot" auch total offen ist und mir deshalb nicht so gut gefallen hat. Dennoch war das Gesamtbild so gut, dass ich eine so gute Bewertung geschrieben habe. ;)
      Aber es freut mich, dass ich dich neugierig machen konnte.
      Liebe Grüße
      Mandy

  4. Das klingt wirklich gut. Ich muss ja gestehen, ich habe Ashes nicht gelesen aber Atemnot klingt wirklich richtig gut. Ich kann übrigens verstehen, dass es dich gestört hat, das zu viele Probleme im Umfeld hatten. Ich glaube das würde ich wohl auch bemängeln aber der rest scheint ja wirklich spannend zu sein.
    Danke dir für diese gute Rezension.

    Liebe Grüße,
    Vanessa

  5. Huhu,
    deine Kritikpunkte machen mich eher total neugierig auf das Buch, obwohl ich im ersten Moment dachte, es wäre gar nichts für mich. Gleich auf den Wunschzettel setzen, bevor ich es vergesse.

    Danke für die tolle Rezension!
    LG und noch einen schönen Sonntag
    Vanessa

  6. Ja ich sehe, ich muss "Atemlos" weit oben auf meine Wunschliste setzen …. das mit der Altersempfehlung ist wohl bei allen Büchern der Autorin so …. habe ich auf jeden Fall schon mehrfach gehört. Ich habe leider noch keines gelesen, doch der erste Band von "Ashes" liegt auf meinem SuB.

    lg Favola

    1. Huhu Favola,
      ich musste grad so lachen. *Atemlos* ist zwar nicht der Titel, aber das wäre mir auch fast ein paar mal passiert. ;)
      Ja, das mit der Altersempfehlung fand ich auch bei der "Ashes"-Reihe so…
      Liebe Grüße
      Mandy

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