Im Jahre1991 verschwindet die 19-jährige Julia spurlos nach einem Kneipenbesuch. Ihre Familie hört nie wieder etwas von ihr.
Auch vierundzwanzig Jahre später hat ihre Familie immer noch nicht den Verlust überwunden und als eine brutale Mordserie die Menschen aufrüttelt, kommt in Lydia alles wieder hoch.
Währenddessen wird Claire zusammen mit ihrem Mann Paul überfallen und ihr Mann stirbt. Frisch verwitwet wird nicht nur in ihr Haus eingebrochen, nein, sie findet brutales Filmmaterial und zweifelt so langsam an dem Mann, den sie geliebt hat. Hat Paul noch eine andere Seite, die er ihr nie gezeigt hat? Claire begibt sich auf einen gefährliche Suche nach der Wahrheit.
“Pretty Girls” ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe, doch der Klappentext konnte mich direkt neugierig machen. Jetzt, nachdem ich es gelesen habe, muss ich sagen, dass ich bestimmt noch zu weiteren Thrillern der Autorin greifen werde, da mir dieser Thriller sehr gut gefallen hat.
Man begleitet abwechselnd Lydia und Claire, dabei wurde die personale Erzählperspektive gewählt. Zwischendurch gibt es Tagebucheinträge, die aus der Ich-Perspektive von Julias Vater geschildert sind. Ich muss sagen, dass mir diese Tagebucheinträge am besten gefallen haben. Denn sie sind emotional und ergreifend und man spürt richtig die Verzweiflung von Julias Vater.
Der Plot rund um Lydia und Claire kommt dagegen zuerst nur schleppend in Gang und ich habe mich zuerst gefragt, was die beiden Personen miteinander zu tun haben. Das wird dann klar, als Paul stirbt und auch Lydia ihn kennt und einfach nur froh ist, dass er tot ist.
Nachdem Paul gestorben ist, nimmt der Plot rasant an Fahrt auf und konnte mich komplett fesseln und überzeugen. Es passiert so viel Unvorhersehbares und es gibt Wendungen mit denen ich einfach nicht gerechnet hätte. Alle Fragen, die zu Beginn aufgeworfen werden, werden am Ende eindrucksvoll und überzeugend gelöst und Karin Slaughter entführt den Leser in Abgründe der menschlichen Psyche. Das Buch ist teils sehr brutal, aber es passt zum Plot, auch wenn ich öfters Schlucken musste.
Denn durch Karin Slaughter eindringlichen und bildlichen Schreibstil musste ich mir vieles auf das ich hätte verzichten können bildlich vorstellen. Alleine wie jungen Mädchen gequält, vergewaltigt und ermordet werden ist schon nicht ohne. Man bekommt Einblicke in kranke Sexphantasien des Täters und über Jahrzehnte ausgeklügelte Pläne.
Die Protagonisten sind wirklich gut und authentisch ausgearbeitet und vor allem Lydia, die eine 17-jährige Tochter hat und ganz anders ist als viele Mütter, mochte ich sehr. Sie war mir direkt sympathisch. Bei Claire hat es etwas länger gedauert, da sie mir zuerst unsympathisch und weltfremd erschien. Aber nach und nach wurde ich mit ihr warm.
Und auch der Täter ist überzeugend dargestellt, auch wenn ich die Psyche von solchen Menschen wohl nie verstehen werde.
Das Ende ist unglaublich gut, denn es ist spannend, nervenaufreibend und es ist ein Ende, das alle Handlungsstränge überzeugend abschließt.
“Pretty Girls” ist ein wirklich spannender Thriller, der so einige Überraschungen bereithält und für nervenaufreibende Unterhaltung sorgt. Ich kann es jedem Thriller-Fan empfehlen und es wird bestimmt nicht mein letztes Buch der Autorin bleiben.